Quereinstieg in die Immobilienbranche – So gelingt es

Bauen, Sanieren, Handel, Vermietung, Verwaltung – die Immobilienbranche hat sehr viele spannende Betätigungsfelder, so dass sich Arbeitnehmer für die Frage interessieren, wie ein Quereinstieg in die Immobilienbranche gelingen kann.
Ziel und Voraussetzungen müssen zusammen passen
Grundsätzlich ist es relativ leicht, in der Immobilienbranche arbeiten zu können. Für Makler beispielsweise gibt es nur eine Pflicht, sich zu registrieren. Diese Anmeldung wird bereits gewährt, wenn eine kurze Weiterbildung von wenigen Stunden nachgewiesen wird, das Führungszeugnis sauber ist und auch sonst keine Gründe gegen die Erlaubniserteilung sprechen. Diese geringe Hürde erklärt, warum es nach wie vor schwarze Schafe unter den Maklern geben kann. Allerdings geht der Trend hin zu qualifizierten Anbietern und der eigene Anspruch sollte schon sein, sich in der Materie auszukennen und sich für die eigene Weiterbildung im angestrebten Thema rund um Immobilien zu engagieren. Handel und Vermittlung von Immobilien ist ja nur ein kleiner Bereich in der Immobilienbranche, selbst wenn es um den kaufmännischen Bereich geht.
Kaufmännische Vorbildung
Mit einer kaufmännischen Vorbildung bietet es sich an, den Fachwirt für Immobilienwirtschaft als Weiterbildung zu machen. Alternativ können kurze Seminare, die sich den Betriebskostenabrechnungen, rechtlichen Grundlagen rund um Vermietung und Verpachtung oder einer speziellen Software für die Wohnungsverwaltung absolviert werden.
Im Zusammenhang mit Immobilien gibt es sehr viel zu versichern oder zu finanzieren. Entsprechend können Interessenten aus diesen Bereichen bereits mit Fachwissen punkten und ihren Einstieg dadurch erleichtern, dass sie sich zu Förderprogrammen informieren oder sich mit Themen rund um Brandschutz, Arbeitssicherheit auf Baustellen usw. auseinandersetzen.
Juristische Vorbildung
Immobiliengeschäfte unterliegen in Deutschland besonderen Vorschriften. Über Klauseln in Mietverträgen, streiten sich regelmäßig die Gerichte. Vor allem für die Verträge können Quereinsteiger aus dem juristischen Bereich sehr wertvoll sein.
Handwerkliche Vorbildung
Handwerker stehen oft gesundheitsbedingt vor einer beruflichen Neuorientierung. Gerade wer seinen Beruf liebt, wird ihn nicht vollends aufgeben wollen. Im Facility Management arbeiten viele Handwerker, doch Meister können sich auch zu Gutachtern und Sachverständigen ausbilden lassen oder sich als Bauträger betätigen.
Die Immobilienbewertung ist ein sehr spannendes Aufgabengebiet, bei dem erfahrene Handwerker durchaus Vorteile aus ihrer Berufspraxis ziehen können.
Kreative und Organisationstalente aus allen Branchen
Bevor ein Haus verkauft oder vermietet wird, braucht es einen Anzeigentext, Fotos, ein Exposé. Für die Fotos müssen Räume ansprechend dekoriert sein. Dies kann vor Ort geschehen oder auch in der Bildbearbeitung erfolgen. Entsprechend haben Mediengestalter, Texter oder Grafiker Chancen sich in der Immobilienbranche zu beschäftigen.
Organisationstalente sind gefragt, wenn es darum geht, Besichtigungen zu vereinbaren oder Handwerker aus verschiedenen Bereichen optimal für eine Baustelle zu terminieren. Gerade Wohnungsverwaltungen haben einen sehr großen organisatorischen Ablauf. Mieter und Eigentümer melden Schäden, deren Reparatur veranlasst und kontrolliert werden muss, es gibt Wohnungen abzunehmen oder die Ablesungen von Zählerständen zu organisieren.
Interkulturelle Kompetenz in der Immobilienbranche
Mitarbeiter in der Immobilienbranche brauchen interkulturelle Kompetenzen und Sprachkenntnisse. Deutschland ist so multikulturell geworden, dass es zahlreiche Berührungspunkte mit internationalen Kunden gibt.
Beruflicher Neuanfang mit Ausbildung oder Studium
Der Quereinstieg muss nicht bedeuten, dass nicht eine fundierte Ausbildung stattfinden kann. Duale Studiengänge, Umschulungen oder auch eine Ausbildung können in jedem Alter absolviert werden und sind oft noch förderfähig.
Während Fortbildungen und Studiengänge oft auch nebenberuflich wahrgenommen werden können, richten sich Ausbildungen und Umschulungen an Menschen, die tatsächlich von der Pike auf neu beginnen wollen. Doch auch hier hat das Hybride Lernen Einzug gehalten, so dass Job und Familie besser vereinbar sind.
Ein ganz besonderer Tipp für Quereinsteiger ist die Externenprüfung. Sie kann nach einigen Jahren Berufserfahrung abgelegt werden und macht aus dem Quereinsteiger eine Fachkraft. Allerdings erfordert diese Prüfung sehr viel Einsatz. Ohne Motivation, Ehrgeiz und einem guten Selbstmanagement klappt dies nicht. Unterstützen kann hier ein Vorbereitungskurs.
Immobilienbranche und Krisensicherheit
Immobilienpreise und der Wert von Grundstücken können stark schwanken. Trotzdem ist die Immobilienbranche recht krisensicher. Gewohnt wird immer und der Traum vom eigenen Zuhause treibt Menschen an, zu sparen, zu bauen oder zu kaufen. Selbst wenn Immobilienblasen platzen, trifft es die Mitarbeitenden in der Branche nur am Rande, vor allem wenn sie nicht ausschließlich im Handel mit Immobilien arbeiten.
Ein kritischer Punkt ist die Konkurrenz. Inzwischen kommt sie sogar aus dem Internet. Hausverkauf über eine Webseite – vor Jahren noch undenkbar. Dass Konkurrenz das Geschäft belebt, gilt für die Immobilienbranche nur bedingt. Zahlreiche Einzelunternehmer die sich als Hausmeisterdienste anbieten, dümpeln am Rande des Existenzminimums vor sich hin und einige Makler rekrutieren ihre Kunden aus den Anzeigenportalen von regionalen Zeitungen oder in verschiedenen Apps. Der Traum vom guten Leben, bei zwei bis drei Deals im Monat ist leider wirklich nur ein Traum. Das schnelle Geld lässt sich hier zwar durchaus noch verdienen, doch die Regel ist dies nicht.
Neue Themen in der Immobranche
Nachhaltigkeit, Energiewirtschaft und Umweltschutz sind Themen, die Häuslebauer umtreiben. Niedrigenergiebauten, nachhaltige Baumaterialien mit guter Haltbarkeit und Schutz von Flora und Fauna im Baugebiet gewinnen an Bedeutung. Entsprechend müssen Mitarbeiter in der Immobilienbranche sich mit den Themen auskennen und beratend tätig werden.
Mobilität ist inzwischen auch beim Wohnen gefragt. Kleine und mobile Tinyhäuser machen es möglich. Sie gelten zwar nicht als Immobilie, dürfen aber nicht auf jedem Grundstück abgestellt werden. Für Grundstückseigentümer stellen sich hier viele Fragen, die sie von einem Immobilienfachmann beantwortet bekommen möchten.
Die Globalisierung schreitet immer weiter voran. Entsprechend bietet sie für die Immobilienbranche ebenfalls neue Arbeitsgebiete. Sei es der Student, der für sein Auslandssemester ein Zimmer sucht oder der Manager, der sich zur Ruhe setzen möchte und eine Finca kaufen möchte, der Verkauf oder die Vermietung im Ausland erfordern spezielle Kenntnisse, vor allem auf dem rechtlichen Gebiet.
Fazit: Ein Quereinstieg in die Immobranche ist möglich. Blauäugig darf man dort aber nicht heran gehen. Auch wenn von Seiten des Gesetzgebers her keine hohen Hürden bestehen, sollte der eigene Anspruch doch so hoch sein, dass man sich auch als Quereinsteiger Fachkenntnisse aneignet. Auf dem Immobilienmarkt ist immer Bewegung. Wohnraum wird gebraucht, bereits eine Mietwohnung zu finden, ist für viele eine Herausforderung. Entsprechend gestaltet sich die Mitarbeit in der Branche sehr abwechslungsreich und ist krisensicher. Neben fachlichen Voraussetzungen eignen sich vor allem kommunikative Persönlichkeiten für diese Branche, weil der Kontakt mit Menschen unumgänglich ist. Die Bereitschaft sich auf ungewöhnliche Arbeitszeiten einzulassen, sollte ebenfalls gegeben sein.